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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 19

1884 - Straßburg : Bull
— 19 — unterdes zum Jüngling und Manne heran und wurde, erst 25 Jahre alt, znm Bischof von Tonl erwählt. Zwölf Jahre darauf setzte ihn Kaiser Heinrich Iii. als Papst ein; er erhielt den Namen Leo Ix. Da kam eines Tages ein edler Herr aus Deutschland im Büßerkleide zu ihm nach Rom, um Freisprechung von einer großen Schuld zu erlangen. Es war der Graf Hugo, der seinen Sohn getötet glaubte. Zerkuirscht warf er sich nieder und küßte des Papstes Füße. Dieser aber hob ihn gerührt auf und gab sich als seinen Sohn zu erkennen. — Leo war ein thätiger Mann. Ans Freiheit der Kirche von Staat und Kaiser, Abschaffung der Priesterehe und des Kaufs der geistlichen Stellen ging sein ganzes Streben. Aber auch nach außen hin war er rüstig. Als die Normannen seine Herrschaft bedrohten, zog er gegen sie zu Felde, ward aber geschlagen. Ein Jahr darauf starb er. Die Kirche hat ihn unter ihre Heiligen aufgenommen. Die Elsässer hingen mit Stolz durch das ganze Mittelalter an ihrem großen, heiligen Landsmanne und noch heute ist er Patron der Winzer. Aufstand der Stadt Rufach gegen Heinrich V. (1106.) Der Nachfolger Heinrichs Iii. war der unglückliche Heinrich Iv., der in fortwährendem Zwiste mit dem Papste lebte. Rudolf, Herzog von Schwaben und Elsaß, trat als Gegenkönig auf. Heinrich besiegte ihn im Jahre 1080, nahm ihm seine Länder und gab sie an Friedrich von Hohenstaufen. Nachdem der Kaiser diesen Gegner überwunden hatte, erhob sich ein neuer in seinem eigenen Sohne. Der Kaiser wurde entthront und sein Sohn kam als Heinrich V. zur Herrschaft im Jahre 1106. Noch in demselben Jahre besuchte er das Elsaß, um sich von den Bewohnern huldigen zu lassen. So traf er auch in Rufach ein. Hier trieb aber das kaiserliche Gefolge mit den Frauen und Töchtern der ehrbaren Bürger Mutwillen und brachte dadurch die Bewohner höchlichst auf. Der König mischte sich in den Streit und machte dadurch die Sache nur noch schlimmer. Die ganze Bevölkerung erhob sich und stürmte gegen das Schloß, voran die Weiber, durch welche die Männer erst recht angereizt^ wurden. Das Thor wurde gesprengt und jetzt begann im ^chloßhof ein blutiges Gemetzel. Die Kaiserlichen sielen unter den

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 32

1884 - Straßburg : Bull
— 32 — wurden abgebrochen. Der erste Ammeister war Burkard Twinger. Als er starb, wurde er im Münster beigesetzt und eine Gedenktafel seiner Verdienste eingemauert. — Ähnliche Bewegungen, wie in Straßburg, traten auch in andern Städten des Elsasses, in Colmar und Hagenau, ein. Die Judenverfolgungen. Am Anfange des 14. Jahrhunderts hatte das westliche Europa mehrere starke Mißjahre gehabt. Im I.1313 herrschten im Elsasse verheerende Seuchen; in den folgenden Jahren traten Überschwemmungen, Mißwachs und Hungersnot ein. Aus Lothringen und Frankreich kamen zahlreiche Massen, Brot und Arbeit suchend, nach den rheinischen Landern. Dadurch vermehrte sich nur der Notstand. In Colmar starben in einem Jahre 13 000 Menschen. Durch diese Umstande gerieten die gewerbetreibenden Leute ins tiefste Elend, und damit vollständig in die Gewalt der jüdisch-m Wucherer, die ihrerseits ungeheure Summen als Schutzgelder an Bischöfe, Fürsten und selbst an die Kaiser zahlten. Allerwärts im Lande herrschte eine gehässige Stimmung gegen die Juden. Da erhob sich zu Colmar der Schenkwirt Zimperlein von Andlau, Arm-leder genannt, weil er lederne Ringe am Arme trug, und predigte, es sei im Evangelium verboten, die Juden zu schützen. Sie alle müßten mit Feuer und Schwert vernichtet werden. Bald hatte er eine große Schar Anhänger um sich gesammelt, mit denen er unter vorgetragenem Kreuze in Städte und Dörfer einzog. Überall richtete er unter den Juden ein gräßliches Blutbad an, und die Bürger sahen gar oft mit wilder Freude der Plünderung, Vertreibung und Tötung der Armen zu. Viele jüdische Väter töteten selbst ihre Kinder, damit sie nicht mit Gewalt getauft würden. Ermutigt durch seinen Erfolg trat Armleder immer kühner auf. Seine blutgierige Schar wuchs zu einem Heere an. Wenige nur trugen Degen und Spieß, die meisten waren mit Äxten, Gartenmessern, Hacken und andern Geräten bewaffnet. Selbst in größere Städte drangen die Horden und erwürgten, wen sie nur von Juden sahen. Kein Alter, kein Geschlecht wurde verschont. In Ensisheim und Rufach zählte man mehr als 1500 Hingeschlachtete. In Colmar suchten die armen Verfolgten ans der Umgegend Schutz. Da rückte Armleder vor die Stadt und ver-

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 34

1884 - Straßburg : Bull
Erkrankten bedeckte sich mit schwarzen Beulen und nach wenigen Minuten fiel er tot nieder. Überall fast, wo die Pest auftrat, starb der vierte Teil der Bevölkerung, in manchen Gegenden selbst der dritte. In Straßburg raffte sie 16000 Menschen dahin und in demselben Verhältnisse wurden die übrigen Städte des Landes verheert. Diese Pest erzeugte die Sekte der Geißler oder Flagellanten. Leute jeden Alters zogen zwei und zwei mit entblößten Schultern unter Gesang und Gebet in die Städte ein und stellten sich auf dem Marktplatze auf. Hier geißelten sie sich bis aufs Blut, um die göttliche Barmherzigkeit herabzuflehen. In Straßburg sangen sie, während sie sich peitschten: „Nun hebet auf die starken Hände, Daß Gott dies große Sterben wende." Einer las mit lauter Stimme einen Brief vor, den ihm ein Engel gebracht habe, worin Gott allen denen Gnade versprach, die 34 Tage lang unterwanderten und ihren Leib durch Geißeln straften. Im Elsasse war ihre Schar so groß, daß sie sich in zwei Teile trennten. Der eine Haufe zog den Rhein hinab, der andere hinauf. Unter dem Deckmantel geistlicher Übungen begingen sie große Ausschweifungen und wurden der öffentlichen Ruhe und Sicherheit gefährlich. Deshalb ergriffen Papst und Kaiser gemeinschaftlich Maßregeln gegen ihr Treiben. Die sogenannten Engländer. (1365 und 1375.) Auf Ludwig den Bayern folgte im Jahre 1348 Karl Iv. von Böhmen als deutscher König und römischer Kaiser. Ludwig von Bayern hatte während seiner Regierung im Streite mit dem Papste gelegen. Die elsässischen Städte standen aber immer treu aus Seiten des Kaisers, selbst Baun und Interdikt machte sie in ihrer Treue nicht wankend. Ebenso fest hielten sie nach Ludwigs Tode zu Karl. Es war ein feierlicher Angenblick, als Straßburgs Stadtrat dem neuen Kaiser vor dem Münster huldigte und das Volk ein tausendstimmiges Hoch ausbrachte. In die Regiernngs-. zeit Karls fällt der zweimalige Einfall der sogenannten Engländer in das Elsaß. Eine Tochter des habsburgischen Herzogs Leopold war einem Herrn Engnerrand von Concy vermählt. Ihr Sohn, Enguerrand Vii., beklagte sich schon seit dem Tode seiner Mutter

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 43

1884 - Straßburg : Bull
— 43 - Zusammenkünften am Untersberg eintrafen. Ihr Hauptsührer war Hans Ullmann, der Bürgermeister von Schlettstadt. Auf ihrer Fahne hatten sie den Bundschuh gemalt, welchen in damaliger Zeit die Bauern trugen. Mit den heiligsten Schwüren mußte jeder Stillschweigen über die Vorgänge im Bunde angeloben; schreckliche Strafe sollte den treffen, der etwas von den Plänen verraten würde. Zuerst wollte man sich der Stadt Schlettstadt bemächtigen, von hier die gesamte Banewschaft des Elsasses auf-rnfen und sich sogar mit deu Schweizern verbinden. Die Absichten des Bundes sollten dann offen dargelegt werden. Der Bauer sollte frei sein von den drückenden Lasten und Frohnden, der Bürger keine Zölle und Steuern mehr zahlen. Die Geistlichen sollten nicht mehr als eine Pfründe besitzen; ja man sprach auch von Vertreibung der Juden und Teilung in ihre Schätze — und von Abschaffung der Messe. Die Verschwörung gewann immer weitere Verbreitung, aber eben dadurch wurden ihre Pläne bekannt. Rechtzeitig noch wurde der Bundschuh unterdrückt. In Schlettstadt hatte man alle Vorbereitungen getroffen, um dem drohenden Sturme vorzubeugen. Anfangs hielt man es für unglaublich, daß Ullmann auch daran beteiligt sein könne, aber seine Flucht bewies die Schuld. In Basel wurde er ergriffen und zum Tode verurteilt. Viele seiner Genossen fielen ebenfalls dem Beile des Henkers anheim. — Wohl war für diesmal der Aufstand noch gehemmt, aber jeder wußte, daß er sich wiederholen würde. Ja, Kaiser Maximilian, der in demselben Jahre zur Herrschaft gekommen war, schloß mit Fürsten und Städten ein Bündnis zu gegenseitiger Unterstützung, wenn der böse Geist wieder erwachen sollte. Und er erwachte, als die große kirchliche Bewegung eintrat. — Doch vorher müssen wir noch drei Männer kennen lernen, die um diese Zeit von größter Bedeutung waren. Geiler von Kahsersberg, Sebastian Brant und Jakob Wimpheling. Dr. Johann Geiler von Kaysersberg wurde 1445 zu Schaffhausen geboren, wurde aber schon von Kindheit an bei seinem Großvater in Kaysersberg erzogen. — In Straßburg lagen schon seit Jahren Ordensgeistliche und Weltpriester fortwährend im Streite und ergingen sich von der Kanzel herab in den gröbsten

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 59

1884 - Straßburg : Bull
war Bernhard gestorben und schon am 28. traf ein Abgesandter aus Frankreich ein, und die gefüllten Geldsäcke, die er mit sich brachte, verrieten seine Aufgabe. Dem Kommandanten Breisachs wurden 200 000 Franken geboten, wenn er die Stadt ausliefere und das Heer für Frankreich gewänne. Ebenso wurden die Obersten der Regimenter bestochen, um ihre Soldaten dem Könige von Frankreich Treue schwören zu lassen. Durch solche Mittel wußte sich Frankreich in den Besitz des Landes zu setzen. Bald fielen ihm Breisach, Ensisheim, Colmar, die Herrschaften im Sundgau, zu; nur Straßburg bewahrte noch seine Selbständigkeit, ebenso wie Mülhausen. Endlich, im Jahre 1648, kam es in Münster in Westfalen zum Frieden. Der französische Gesandte erklärte, über Elsaß könne überhaupt nicht verhandelt werden, da ja das Land in Frankreichs Besitz sei. Und in der That, der Kaiser verzichtete für sich und das ganze Haus Österreich zu Gunsten der Krone Frankreichs aus alle Rechte, auf die Stadt Breisach, die Landgrafschaft Ober- und Nieder-Elsaß, den Sundgau, die Landvogtei der zehn elsässischen Reichsstädte Hagenau, Colmar, Schlett stadt, Weißenburg, Landau, Kaysers-berg, Oberehnheim, Rosheim, Münster, Türk-heint und alle Dörfer, die zu denselben gehörten. Den reichsunmittelbaren Städten wurden ihre Freiheiten zugesichert, doch so, daß der Oberherrschaft Frankreichs dadurch nichts vergeben werden sollte. — Das war der Friede, welcher zwar dem blutigen Kriege ein Ende machte, aber durch lange Jahre hindurch Deutschland dem verderblichen Einflüsse Frankreichs preisgab.

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 62

1884 - Straßburg : Bull
— 62 - hätte der Kaiser einigermaßen vom Reiche abgehangen, über dem Könige stehe aber nur Gott. — Jeder Widerstand der Reichsstädte war gebrochen, nur Straßburg bewahrte noch seine freie Stellung. Doch bald sollte auch diese untergehen. Der Fall von Straßburg. (1681,) Nach dem Frieden von Nymwegen errichtete Ludwig Xiv. drei sogenannte Reunionskammern. Es waren dies Gerichtshöfe mit der Ausgabe, zu untersuchen, welche Ansprüche der König aus besetzten Laudesteilen auf noch nicht besetzte hätte. Eine dieser Kammern war Breisach. Mit der größten Kühnheit fand diese heraus, daß alle Reichsunmittelbaren des Elsasses als Vasallen des Königs zu betrachten seien. So fällte sie auch im Jahre 1680 den Spruch, die Vogteieu von Wasselnheim, Barr und Jllkirch gehörten zur Krone Frankreichs, und demnach hätte die Stadt Straßburg, welche im Besitze dieser Gebiete sei, den Huldigungseid zu leisten. Kurzweg forderte deshalb die französische Regierung die Straßburger auf, sich dem Urteil zu unterwerfen, widrigenfalls sie mit Waffengewalt dazu gezwungen werden würden. Was war zu thun? Da, in dieser Not, wandte sich der österreichische Gesandte an den Rat um Aufnahme kaiserlicher Truppen in die Stadt. Mau konnte sich nicht einigen. Die Franzosen benutzten aber sofort deu Vorwand, der Kaiser wolle Straßburg überfallen, um ihre eigenen Pläne ins Werk zu setzen. In ganz Elsaß wurden die französischen Truppen zusammengezogen. Der Rat Straßbnrgs dadurch beunruhigt, wollte die feste Rheinbrücke wieder herstellen lassen. Aber der Gesandte Frankreichs wußte es nicht nur zu bewerkstelligen, daß die Arbeiten hierzu wieder eingestellt wurden, sondern brachte es auch dahin, daß die Stadt ihre einzigen schlagfertigen Truppen, die 1200 Schweizer-soldateu, entließ. Ganz natürlich, daß man dann später von Be» stechung der Ratsherren sprach, eine Behauptung, die sich bis heute erhalten hat. Aber bis jetzt liegt kein geschichtlich sicherer Beweis des Verrats vor. Nur so viel steht fest, daß es in Straß-burg eine mächtige Partei gab, die vollständig zu Frankreich hielt. — So war alles günstig für den französischen Überfall. — In der Nacht vom 27. auf den 28. September bemächtigte sich der

7. Elsässische Geschichtsbilder - S. 67

1884 - Straßburg : Bull
— 67 - zu gewinnen, ebenfalls vorübergehen, und so blieb Frankreich zwei Jahrhunderte lang in ungestörtem Besitz des Landes. — Von den Hohenzollernfürsten war es auch Friedrich H., der Große (1740—1786), der als Kronprinz unter fremdem Namen Straßburg besucht hat. Er kehrte im Gasthof „zum Raben" ein und begab sich tags darauf zum Regiment Piemont. Immer bestrebt, sein Wissen zu bereichern, nahm er Einsicht von den Bekleidungsund Ausrüstungsgegenständen der Truppen. Die Revolution. Im Jahre 1789 war zu Paris mit der Erstürmung der Bastille die Revolution losgebrochen und verbreitete sich von der Hauptstadt rasch nach den Provinzen. Im Elsasfe begannen die Unruhen zuerst in Straßburg. Der immer unzufriedene Pöbel rottete sich zusammen und erstürmte das Stadthaus. Die Archive wurden vernichtet und die Kassen der Stadt geplündert. Und dies geschah vor den Augen der Soldaten, die ruhig diesen Verwüstungen zusahen. Der Rat der Stadt mußte abdanken und an seine Stelle trat eine neue Behörde, der Maire mit dem M n -n i c i p a l r a t. Der erste Maire war Friedrich von Dietrich, dessen Großvater vor 100 Jahren die Kapitulation Straßburgs mituuterzeichuet hatte. Vor der versammelten Bürgerschaft legte er seinen Amtseid ab und hielt eine begeisterte Rede für die Freiheit und die neue Verfassung. Mit großer Umsicht und Thätigkeit nahm er seine Stellung wahr. Unablässig strebte er dahin, die Straßburger, die nun einmal durchaus nicht von ihrem deutschen Wesen lassen wollten, französisch zu machen. Und doch fiel er als ein Opfer unwürdiger Verdächtigungen. Denn in Paris war unterdes die Jakobiner-Partei, die es auf den Umsturz aller Ordnung absah, ans Ruder gekommen und dieser erschien Dietrich zu mäßig. Er wurde angeklagt und trotz der glänzendsten Verteidigung zum Tode verurteilt. Im Oberelsa'sse verbreitete sich der Aufstand von St. Amarin ans über den ganzen Sundgau. Es kam zu vielen blutigen Scenen. Doch war dies nur das Vorspiel zu den blutigen Verfolgungen, die sich jetzt in ganz Frankreich gegen alle erhoben, welche der Jakobiner-Partei irgendwie verdächtig erschienen. Die Guillotine, dieses schreckliche Mord-instrument, trennte vielen Tausenden den Kopf vom Rumpfe. Eu-

8. Elsässische Geschichtsbilder - S. 54

1884 - Straßburg : Bull
— 54 — bürg selbst war man besorgt, die Lothringer möchten sich der Stadt bemächtigen. Da trat Waffenstillstand ein. Während desselben wurden die Güter des Bistums unter die beiden für den Bi-schossstuhl Bestimmten geteilt. Ein fester Friede wurde erst 1604 in Hagenau geschlossen, wodurch Karl von Lothringen das Bistum Straßburg erhielt. Er mußte aber dem Prinzen von Brandenburg 130000 Goldgulden und als jährliche Reute 9000 Gulden zahlen. Um neuen Zwistigkeiten vorzubeugen, wurde in demselben Vertrage als Nachfolger Karls der Erzherzog Leopold von Österreich bestimmt. Im I. 1608 wurde er Bischof von Straßburg. Er spielte eine bedeutende Rolle in dem sogen. Jülichschen Erbsolgekriege. Die Herzoge von Jülich waren ansge-storben und mehrere Herrscher machten nunmehr Ansprüche auf das Land. Der Kaiser gab es bis zum Austrag der Streitigkeiten dem Bischof von Straßburg zur Verwaltung. Die Fürsten der evangelischen Union, die sich 1608 gebildet hatte, damit unzufrieden, fielen in das Elsaß ein und verdrängten den bischöflichen Feld-hauptmann. Molsheim wurde von ihnen eingenommen. Das Land hatte schwer zu leiden durch die Verwüstung der Truppen, sowohl der feindlichen, als der freundlichen. Endlich kam es zum Frieden. Aber nicht lange dauerte er; nach wenigen Jahren brach der große Religionskrieg zwischen den Protestanten und Katholiken aus. Der dreißigjährige Krieg. (1618—1648.) Die Ursache dieses langwierigen Krieges, welcher so furchtbare Greuel und Verwüstungen über die gesegneten Fluren Deutschlands brachte, lag vorzugsweise in der gegenseitigen Feindschaft und Erbitterung zwischen Protestanten und Katholiken. Eine Partei that der andern aus vermeintlichem Religionseifer Gewalt an und am traurigsten sah es dort aus, wo Fürst und Volk entgegengesetzten Bekenntnisses waren. Zwanzig Jahre nach dem Bauernkriege war der Schmalkaldische Krieg ausgebro-chen und 1555 zu Gunsten der Protestanten wieder beendet worden. Dennoch währte der gegenseitige Groll fort und gestaltete sich immer drohender. Wie bereits erwähnt, schlossen die Protestanten, um den Katholiken Trotz zu bieten, im Jahre 1608 einen bewasi-

9. Elsässische Geschichtsbilder - S. 57

1884 - Straßburg : Bull
— 57 — und Rosheim. Schletistadt hielt sich einen Monat lang, mußte dann aber auch kapitulieren. Kaysersberg, Türkheim, Rufach, Münster ergaben sich ohne Widerstand, auch Colmar mußte seine Thore öffnen. Weder der Tod Gustav Adolfs, welcher siegreich bei Lützen fiel, noch der Abgang Horns, der eine andere Heeresleitung übernahm, hemmten die Eroberungen der Schweden. Unter der Führung des Rheingrafen bemächtigten sie sich der Städte Thauu, Altkirch, Seuuheim, Psirt. Im Sundgau fanden aber die Schweden einen schrecklichen Gegner in den Bauern. Ein greuelvoller Kampf entstand. Die Felder blieben unbebaut, zum Hunger gesellte sich noch eine verheerende Krankheit. In der That, die Zeit der Schwedenherrschaft war die unglücklichste des Oberelsasses. — Im Jahre 1634 erlitt die Macht der Schweden einen gewaltigen Stoß. Ihr Heer war bei Nördlingen völlig geschlagen worden, ihr Anführer Horn selbst gefangen. Infolgedessen breiteten sich die Österreicher wieder mehr aus. Im Sommer rückten sie unter dem Grafen Salm gegen Ingweiler, Buchsweiler und Neuweiler. Die Schweden waren nicht stark genug, die Plätze zu halten. Deshalb wandten sich die Bewohner um Hülfe an Frankreich, welches sie ihnen auch in vollem Maße gewährte. Aber auch die Österreicher riefen die Unterstützung Frankreichs an. Als Graf Salm vom Rheingrafen geschlagen war, zog er sich auf die Feste Hohbarr zurück und trat mit den Franzosen in Unterhandlung. Schon glaubte der Rheingraf das Schloß in seinen Händen, als ein französischer Oberst hervortrat und erklärte, es gehöre der Krone von Frankreich. Ebenso kamen Hagenau und Reichshofen, später auch Colmar und Schlettstadt in die Gewalt der Franzosen. Sie gewannen immer größere Macht in dem Lande, nach dem sie schon seit Jahrhunderten stets ihre Blicke geworfen hatten. 3. Bernhard von Weimar. Schon im Laufe des Jahres 1636 hatte sich Herzog Bernhard von Weimar zum Herrn eines Teiles des Elsasses gemacht, war aber gezwungen, wieder über den Rhein zurück zu marschieren. Im Sommer 1637 kam er mit einem Heere von 18000 Mann, das er mit französischem Gelde geworben hatte, abermals ins Land. Sein Plan war, am Oberrhein ein sächsisches, evangelisches

10. Elsässische Geschichtsbilder - S. 64

1884 - Straßburg : Bull
— 64 — zollernschen Fürsten aber ist erwiesen, daß sie unausgesetzt das Heil des Reiches im Auge behielten und anstrebten. Im Frühjahr 1672 hatte der französische König Ludwig Xiv. unter nichtigen Vorwänden an Holland den Krieg erklärt. Dieses Land ist aber eine Vormauer Deutschlands gegen Frlnkreich. Da war es allein der Hohenzoller, Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1640—1688), der für die Bedrängten zum Schwerte griff. Es gelang ihm wohl, Kaiser und Reich mit fortzureißen, doch legte man ihm alle möglichen Hindernisse in den Weg. War auch die Rettung Hollands gelungen, so wurde dagegen seine eigene Lage um so gefährlicher. Die volle Last des Krieges wälzte sich ihm zu. Der Wiener Hof hatte ihn verlassen. Deshalb schloß der Kurfürst mit Frankreich Frieden und erklärte, den Feinden des Königs keinen Beistand mehr zu leisten, außer in dem Falle, daß dieser das deutsche Reich angriffe. Jetzt, da sich Brandenburg zurückgezogen hatte, trat der Kaiser im Bunde mit Holland und Spanien eifriger zur Abwehr der Franzosen auf. Ludwig Xiv., durch seine Siege übermütig geworden, schritt zu neuen Gewaltthätigkeiten. Er verletzte deutsches Reichsgebiet, besetzte die elsässischen Reichsstädte, ließ die Festungen Schlettstadt und Colmar schleifen und verwüstete die Pfalz. Da beschloß der Kurfürst, sich den Verbündeten wieder anzuschließen. Er brach im August 1674 mit 20000 Mann Kerntruppen auf, um sich mit der Kaiserlichen Armee im Elsafse zu vereinigen. — König Ludwig hatte den Feldzug seinem tüchtigsten Generale, dem Marschall Tureune übertragen. Das Reichsheer stand unter der Führung des Herzogs von Bonrnonville. Südlich von Straßburg, bei Enzheim, kam es am 4. Oktober zu einer blutigen Schlacht. Wenn dieselbe auch keine Entscheidung herbeiführte, so hatte Turenue doch den Kaiserlichen das weitere-Vorrücken unmöglich gemacht. — Kurfürst Friedrich Wilhelm überschritt mit seinem Heere am 13. Oktober bei Kehl den Rhein. Das Lager wurde auf der Metzgerau aufgeschlagen. Am 16. Oktober hielt er seinen Einzug in Straßbnrg. Man begrüßte ihn als Befreier des Elsasses unter Entfaltung aller reichsstädtischen Pracht ans das herzlichste. Das brandenburgische Heer vereinigte sich hierauf alsbald mit den Kaiserlichen. Turennes Lage war eine äußerst schwierige. Er hatte sich bei Marlenheim festgesetzt. Der Kurfürst drang aus sofortigen Angriff. Wieder aber wurde
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